N° 43 - Mars 1996
TRAUM, GESETZ ODER BRAUCHTUM ?
Gedanken über die Führung der Völker
Claude RIVELINE
Der soziale Zusammenhalt in einem Land setzt sich zusammen aus Patriotismus im Hinblick auf den Begriff der Nation, aus Regelungen im Hinblick auf den Staatsgedanken und aus regionalen Bräuchen, die generell als "gesellschaftliche Phänomene" bezeichnet werden können. Offensichtlich verlieren gegenwärtig in Frankreich "Nation" und "Staat" an Ansehen - und zwar ohne ausreichendes Gegengewicht, was die "gesellschaftlichen Phänomene" betrifft.
ÛBERPRÜFUNG DER TATSACHEN
SOZIOLOGIE UND MANAGEMENT
Nutzen eines soziologischen Ansatzes
Erhard FRIEDBERG
Während die Organisationen seit Jahren bereits Schauplatz mehrfacher tiefgreifender Umstrukturierungen sind, ist festzustellen, daß die Ausbildung der meisten Verantwortlichen ihnen kaum ermöglicht, ihr methodisches Vorgehen den jeweiligen komplexen Gegebenheiten menschlicher Beziehungen anzupassen. Diesbezüglich kann die Soziologie der Organisationen einen bedeutenden Beitrag leisten, indem sie die klassische Auffassung vom Management und ihren blinden Voluntarismus relativiert.
MOMENTAUFNAHME.
Kompetenzplanung in schwierigen Übergangszeiten
Jean-Marc LE GALL
Kann eine paritärische, auf eine Branche bezogene Absprache, durch die eine Neuklassifizierung der Arbeitsplätze eingeführt wird und Vorkehrungen zur Entwicklung neuer Aufgabenbereiche festgelegt werden, zur Modernisierung der betreffenden Unternehmen beitragen ? Die Analyse des Veränderungsprozesses, der bei der CNAV ("nationale Altersversorgungskasse", eine der Kassen der französischen Sozialversicherung) in Gang gekommen ist, ergibt eine nuancierte, aber zuversichtliche Antwort.
ZEUGNISSE
PTT (Post, Telegraf und Telefon). Gespräch mit Emile Simon
Odile JOIN LAMBERT u. Frédérique PALLEZ
Eine Mischung zwischen Hochtechnologie und überholtem Taylorismus, ein Paradies für soziale Vorteile, aber mit einer Kapazität zur Bearbeitung von 15 Milliarden Objekten pro Jahr - und das alles mit erstaunlicher Zuverlässigkeit : die Post war eines der Modelle für den öffentlichen Dienst "à la française". Seit Jahren wurde sie auf den wirtschaftlichen, technologischen und sozialen Strukturwandel vorbereitet, um sich nun dem freien Wettbewerb stellen zu können. Emile Simon ist einer der handelnden Akteure und berichtet.
DREI GENERALDIREKTOREN GEGEN DIE SOZIALE AUSGRENZUNG
Arbeitsplätze, Personalplanung, Investitionen zur Produktivitätssteigerung
Francis GINSBOURGER
Welche Rolle kann das Unternehmen im Hinblick auf Arbeitsplatzsicherung und den Kampf gegen die soziale Ausgrenzung spielen ? Welche Mittel stehen der üblichen Geschäftsführung für Maßnahmen in diesen Bereichen zur Verfügung ? Muß nunmehr auf Investitionen zur Produktivitätssteigerung verzichtet werden oder müssen gar die grundlegenden Kriterien ihrer Rechtfertigung in Frage gestellt werden ? Drei Generaldirektoren, die sich den Kampf gegen die soziale Ausgrenzung als Ziel gesetzt haben, nehmen zu diesen Fragen Stellung und legen dar, daß Kriterien einer Produktivitätsfördernden Geschäftsführung, die zugleich Arbeitsplätze sichert und soziale Ausgrenzung vermeidet, noch nicht gefunden wurden.
MOSAIK
Michel Berry : DER KAMPF UM ARBEITSPLÄTZE - IST DEN WIRTSCHAFTLERN GLAUBEN ZU SCHENKEN ?
Zum Buch von Bernard Perret : Die Zukunft der Arbeit. Die Demokratien gegenüber der Arbeitslosigkeit.
Valérie Reicher Brouard : DIE METAMORPHOSE EINES ÖFFENTLICHEN DIENSTLEISTUNGSBETRIEBES. Zum Buch von Albert David RATP (autonome Regie der Pariser Verkehrsbetriebe), die Metamorphose - Realität und Theorie der Steuerung des Wandels
Marc Blangy : DER ANWALT - TIERISCHER POLITIKER ODER GEMEINSCHAFTSFÄHIGES WESEN ? Zum Buch von L. Karpik Die Anwälte. Zwischen Staat, Öffentlichkeit und Markt (XIII. - XX Jahrhundert)
Michel Villette : TECHNISCHE SOLIDARITÄT IM NETZWERK MENSCH - MASCHINE UND DIE STELLUNG DES "OPERATORS". Zum Buch von Nicolas Dodier Die Menschen und die Maschinen
ANDERE ZEITEN, ANDERE ORTE
ÜBER DIE GESSCHÄFTSFÜHRUNG ALS KUNST.
Überlegungen zum Sinnspruch : "Ars sine scientia nihil est."
Hervé DUMEZ
Ist es möglich, daß die Geschäftsführung durch die Art, wie sie erlernt wird, wie sie Probleme angeht, und trotz des wissenschaftlichen Rahmens, der sie oft umgibt, eher eine Kunst als eine Wissenschaft ist ? Die Erfahrung eines französichen Experten im Jahre 1400, den die Mailänder Maurer auf die Baustelle ihrer Kathedrale gerufen hatten, veranschaulicht die bis heute zwiespältigen Verbindungen zwischen Kunst und Wissenschaft.
FEINHEITEN DES SOLIDITÄTSPRINZIPS
Christian MOREL
Die technische Beschaffenheit eines Produkts und sein ästhetischer Aspekt sind eng miteinander verbunden. Das im Artikel von Hervé Dumez angeführte Beispiel der Kathedrale von Mailand sowie weitere hier erwähnte Fälle bezeugen die subtilen Beziehungen zwischen Praxis und Theorie, Kunst und Wissenschaft, Architektur und Design. "Ars sine scientia nihil est" - vielleicht ist der Satz in diesem Sinne zu verstehen.
AUF DER SUCHE NACH THEORIEN
PHRONESIS. Eine Alternative zur Geschäftsführung als Wissenschaft und zum Geschäftsgebaren als reinem Opportunismus
Michel VILLETTE
Für Aristoteles ist die Vorsicht (Phronesis) keine moralische Tugend, sondern eine intellektuelle Fähigkeit, eine von der ewigen Wahrheiten (Sofia) einerseits und vom technischen Geschick des Handwerkers oder Sophisten anderseits zu unterscheidende Erkenntnisweise. Dieser Artikel erläutert den aristotelischen Begriff der Phronesis und stellt ihn in Bezug zu bestimmten gegenwärtigen Strömungen im Bereich der Forschung, der Lehre sowie der Praxis der Geschäftsführung. Er wird als vereinheitlichende Kategorie untersucht und als praktische, dem Bedarf der heutigen Geschäftswelt angemessene Erkenntnisweise definiert.
|